Rodenkirchener setzen ein Zeichen“
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Kölnische Rundschau – KÖLN SÜD & SPORT – Dienstag, 3. Februar 2015 – Seite 33

Rodenkirchener setzen ein Zeichen
Benefizkonzert in der Gesamtschule zugunsten der Flüchtlinge aus Syrien und Nordirak

VON SANDRA MILDEN

RODENKIRCHEN. „Die Lage vor Ort rund um Kobane und Suruç wird immer prekärer“, erzählt Berit Kranz, die im Vorstand der Initiative Kinderhilfe Mesopotamien (KiMe) und in der neu gegründeten Initiative „Kölner helfen“ tätig ist.
Diese hatte in der Gesamtschule Rodenkirchen zu einem Benefizkonzert zugunsten der Flüchtlinge aus Syrien und Nordirak eingeladen.
Künstler wie „Miljö“, Rolly Brings & Bänd, Microphone Mafia, Mehmet Akbas und der Kölner Comedian Fatih Çevikkollu, der die Veranstaltung moderierte, hatten sich bereit erklärt, auf ihre Gage zu verzichten, um möglichst viele Spendergelder zusammen zu bringen.

Stromausfall sorgte für Unterbrechung

Oberbürgermeister Jürgen Roters, der zu Beginn der Veranstaltung zu den Besuchern sprach, gehört zu einem der Erstunterzeichner von "Kölner helfen“.
Mit einem Kapital von 10 000 Euro hat die Stadt die Unterstützung vor Ort an der syrischen Grenze mit angeschoben.
Eine Benefizveranstaltung sei ein gutes Beispiel, dass jeder Kölner helfen könne, meinte Roters.
Dabei wurden die 10 000 Euro aus den sogenannten „Rest-Cent-Spenden“ der öffentlichen Gehälter bestritten.
„Bei 17 000 Mitarbeitern kommt da schön was zusammen“, meinte der Oberbürgermeister und fügte an: „Internationaler geht die Leistung der Mitarbeiter gar nicht.“
Noch während Roters auf der Bühne sprach, wie wichtig es sei, ein Signal zu setzen, dass man an die Menschen denke, ging plötzlich das Licht aus.
Dann war auch der Ton weg und die Veranstaltung musste zunächst gut 90 Minuten unterbrochen werden.
Der Stimmung tat dies allerdings keinen Abbruch.
Im Gegenteil.
Waren zu Beginn vielleicht 150 Gäste anwesend, waren es am Ende sicherlich doppelt so viele.
Türkische und deutsche Gastronomen hatten ein Buffet gestiftet, mit dem sich die Wartezeit gut überbrücken ließ.
Nur die Kölner Nachwuchsband „Miljö“ musste unverrichteter Dinge ihre Koffer packen, da bereits der nächste Auftritt wartete.
„Mit dem Konzert wollen wir möglichst viele Menschen erreichen, um auf die schwierige Situation der Flüchtlinge hinzuweisen“, erzählte Berit Kranz unterdessen.
Mit dem Ziel, Menschen zu helfen, die vor den Angriffen des IS aus Kobane und Shingal in die Türkei geflohen waren, wurde „Kölner helfen“ durch den Menschenrechtsverein Türkei / Deutschland TÜDAY und den Verein KiMe gegründet und im November bei einer Pressekonferenz im DomForum der Öffentlichkeit vorgestellt.
Kranz war bereits zweimal mit weiteren Mitstreitern beider Initiativen auf der türkischen Seite in den Flüchtlingslagern, um die in kurzer Zeit gewonnenen Spendengelder von 30 000 Euro gezielt den Menschen zukommen zu lassen.
„Wir kaufen vor Ort, dann weiß man auch, was gebraucht wird“, erklärte die Lehrerin, die am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Pulheim unterrichtet.
Und vor Ort fehle es an fast allem.
Die Menschen brauchen dringend Säuglingsnahrung, Lebensmittel für Frühstück und Trockennahrung wie Bohnen, Reis und Mehl.
Außerdem fehlt es an Hygieneartikeln und weiterem Bedarf wie Decken, Kissen und warmer Kleidung für Frauen und Kinder.
Alleine in Suruç seien etwa 50 000 Menschen vornehmlich Frauen, Kinder und ältere Menschen untergebracht, berichtete die Vorsitzende von KiMe, einem Verein, der sich 2008 aus einer Studenteninitiative gründete.
Dabei seien die Familien nicht nur in den Lagern, sondern häufig auch in Zelten auf Privatgrundstücken untergebracht.
Als in der Aula das Licht wieder anging, verzichteten Musiker Rolly Brings und seine Bänd, zu deren Auftritt sich auch der Ton zurück gesellte, trotzdem auf die technische Verstärkung.
Die heimelige Atmosphäre mit den vielen anwesenden Kindern, die vor der Bühne herumtanzten, schien ihnen zu gefallen.
Comedian Fatih Çevikkollu nutzte mit und ohne Mikrofon die Umbaupausen, um mit Vorurteilen auf beiden Seiten aufzuräumen.
Eindrücklich zeigten auch die Bilder der Initiative die Lage vor Ort.
Kinder stehen im Schlamm, Zelte bringen wenig Schutz vor der momentanen grimmigen Kälte.
„Die Menschen dort haben trotzdem Hoffnung, auch wenn sie nicht in ihre Heimat zurück können“, berichtete Kranz von ihren Eindrücken vor Ort.
Die Initiative zahlt alle Flüge und sonstigen Kosten aus eigenen Mitteln, damit die Spenden wirklich ankommen.
Seit der Jahreswende steht ein Konvoi von „Kölner helfen“ mit Babynahrung und Medikamenten beim Zoll des kurdischen Flughafens Sanliurfa, von dem die Hilfsgüter nach Suruç an die syrische Grenze gebracht werden sollen.
„Ich werde noch diese Woche mit dem türkischen Generalkonsul telefonieren“, versprach OB Roters vor den anwesenden Gästen, denn insbesondere die Kinder wären auf diese Hilfe angewiesen.
Die Einnahmen der jetzigen Spenden, schloss Kranz, werden wahrscheinlich ganz den Kindern im Krisengebiet zugutekommen.

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