Die Gedichte Bölls in kölschen Tönen“
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Kölner Stadt-Anzeiger – MÜLHEIM – Mittwoch, 13. November 2013

Konzert [und Lesung]

[Das Evangelium auf Kölsch]

Die Gedichte Bölls in kölschen Tönen

Rolly Brings und seine "Bänd" sind im Jugendheim St. Hermann-Joseph aufgetreten. Zusammen mit seinen Kollegen Wolfgang Klinger und Helmut Kraus vertonte der Musiker [seine kölschen Versionen der] Gedichte von Heinrich Böll.

Von TOBIAS CHRIST

Dünnwald. Die Widersprüche seiner Heimatstadt pflegte Heinrich Böll auch lyrisch auf den Punkt zu bringen.
In "Köln I" etwa vereinigen sich Heiliges und Weltliches auf schaurige Weise.
"Zweitausend Jahre Geschichte: Sie blieb sich gleich. Unserer dunklen Mutter steht Dreck gut zu Gesicht. Im Labyrinth unter der Stadt verkuppelt sie die Madonna an Dionys."
Im Dünnwalder Jugendheim St. Hermann-Joseph transportierten Rolly Brings und seine "Bänd" Bölls Gedichte mit leisen und eindrucksvollen Gitarrenklängen [im Rahmen der Lesung mit Musik: Das Evangelium auf Kölsch].

Brings und seine Mitmusiker Wolfgang Klinger und Helmut Kraus vertonten [Brings' kölsche Versionen] der Gedichte, dazu gab es Lieder aus eigener Feder wie "Minscheson" und "Marieche".
Zwischendurch lasen sie Passagen [Gleichnisse] aus Brings' kölscher Übersetzung des Lukas-Evangeliums, die in Kürze erscheint.
"Ich kenne keine Lyrik über die Stadt Köln, die so treffend und tiefsinnig ist", sagte Brings über die weitgehend unbekannten Gedichte Bölls.

Bibelgleichnisse und düstere Bilder

Es war ein intimer, ergreifender Abend, der zwischen der Reinheit der Bibelgleichnisse und Bölls düsterer Interpretation des Lebens in der Kardinalstadt hin und her pendelte.
"Üvver zebroche Bischoffstävkoch sei ehr Zupp us Trone, Äsch vun de Hellije, Bürjerünkel un Horeblot: Zermölmp Dömhärejebein. Zermölmp Domhärejebein", heißt es in Brings' Version von "Köln II":
"Über zerbrochenen Bischofsstäben kocht sie ihre Suppe aus Tränen, Asche der Heiligen, Bürgertalg und Hurenblut: Zermahlenem Domherrengebein. Zermahlenem Domherrengebein."
Die 180 Gäste konnten [die rückübersetzten Texte, die nicht identisch sind mit Bölls Originaltexten] und die kölschen Versionen in Heften mitverfolgen.
Eingestreute Klassiker  wie "Maria durch ein Dornwald ging" und "Dä Hellije Zinter Mätes" wurden inbrünstig mitgesungen.

Einnahmen für einen neuen Aufzug

Die "Bänd" spielte in Dünnwald bereits zum dritten Mal unentgeltlich.
Mit den Einnahmen soll ein Aufzug für das Jugendheim mitfinanziert werden.
Seit 2009 kümmert sich ein Förderverein um das 1927 errichtete Gebäude in der Von-Diergardt-Straße, das die Kirche vor einigen Jahren aufgeben wollte.
Der Verein hat neues Leben in die Einrichtung gebracht und das Generalvikariat so zum Umdenken bewegt.
"Mittlerweile hat es erkannt, dass das Gebäude und die Wiese dahinter Gold wert sind", so Lydia Jansen, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins.
Nun gebe es sogar Pläne, das Jugendheim komplett zu renovieren.
Rolly Brings hat nicht lange gezögert, den Verein zu unterstützen:
"Wir finden es gut, wenn Bürger nicht immer nach der Stadt oder dem Staat schreien, sondern selbst initiativ werden".

[Text unter dem Foto von CHT]:
Die "Bänd" spielt Heinrich Böll:
Mit leisen Gitarrenklängen interpretieren Rolly Brings und seine Mitmusiker Gedichte über Köln.

 

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