„Viel Freifläche für die Großstädter
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Kölnische Rundschau – KÖLN NORD – Donnerstag, 13. Juni 2013 – Seite 37

Viel Freifläche für die Großstädter

Blücherpark vor 100 Jahren fertiggestellt – Viele persönliche Geschichten zum Jubiläum

Von CHRISTOPHER DRÖGE

BILDERSTÖCKCHEN. Ein ganzes Jahrhundert lang bietet der Blücherpark den Menschen im Kölner Norden nun schon Ruhe und Erholung vom Großstadttrubel.
Für die Bezirksvertretung Nippes Grund genug, dieses Jubiläum am 6. Juli mit einer Feier und reichhaltigem Kultur- und Freizeitprogramm für die Bürger zu begehen.
Als Veranstalter konnte sie das Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes gewinnen, das neben dem Fest auch eine aufwendige Broschüre über die Geschichte des Parks herausgibt und eine dazu passende Foto-Ausstellung mit historischen Aufnahmen zusammenstellte.

Die Ausstellung wurde nun erstmals vorgestellt und das Programm bekanntgegeben.
Dabei waren auch Vertreter der zahlreichen Sponsoren, unter anderem das Grünflächenamt, die Kölner Grün Stiftung, die Radeberger Gruppe KG (die Sion Kölsch vertreibt) und die Sparkasse KölnBonn.
Bezirksbürgermeister Bernd Schößler, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, bedankte sich ausdrücklich für das Engagement.
"Einen Teil des Geldes hat die Bezirksvertretung beisteuern können, aber so ein Fest macht erstaunlich viel Arbeit und ohne die Hilfe der Sponsoren wäre es nicht möglich gewesen."

Erst Ende des 19. Jahrhunderts tauchte der Gedanke auf, dass es auch das Bedürfnis für "soziales Grün" gebe, wie es Fritz Enke nannte.
Dieser hatte 1903 den Posten des Gartenbaudirektors übernommen und ließ in diesem Amt bis 1926 eine ganze Reihe wichtiger Parks anlegen, wie zum Beispiel Vorgebirgs- und Beethovenpark, mit denen er bis heute dem Kölner Stadtbild seinen Stempel aufdrückte.
Auch bei der Gestaltung des Blücherparks hatte er freie Hand.
Die einzige Bedingung der Stadtverordneten besagte, dass der Park auf den Wanderer möglichst großen Eindruck machen sollte.
Es dauerte noch bis 1910, bis ein passendes Gelände gefunden war.
Enkes Entwurf hob sich durch seine streng geometrische Symmetrie von der Mode des frühen 20. Jahrhunderts ab, in der noch der Jugendstil vorherrschend war.
Enke verfolgte damit das Ziel, möglichst viel Freifläche zu schaffen.
So integrierte er Ruhegärten, Volkswiesen und Sportplätze – auch Spielplätze waren bereits eingeplant.
Seine Entwürfe kamen auch den Vorstellungen der Verantwortlichen entgegen, so dass 1911 mit dem Bau begonnen werden konnte.
Nach seiner Fertigstellung 1913 entwickelte sich der Park zu einem beliebten Erholungsort.

Ein wenig schwer tat man sich in der Stadtverordnetenversammlung, eine Bezeichnung für den neuen Park zu finden.
Der Name Herkulespark, der sich wegen der nahen Herkulesstraße im Volksmund bereits eingebürgert hatte, wurde wieder fallengelassen.
Einige Zeit standen Alternativen wie Bürger-, Hohenzollern- oder Nibelungenpark im Raum, bis man sich schließlich entschied, mit dem Namen des Parks an den preußischen Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher zu erinnern.

100 Jahre nach der Eröffnung ist der Blücherpark immer noch ein beliebter Treffpunkt quer durch alle Bevölkerungsschichten.
Dieser Umstand findet sich auch im Festprogramm wieder.
Der gesamte südliche Teil zwischen Parkgürtel und Kahnweiher soll in Beschlag genommen werden, wobei sich auf der Wiese vordem Weiher diverse Einrichtungen, Vereine und Initiativen an eigenen Ständen präsentieren werden.
Für Interessierte wird eine historische Führung durch die Parkanlage angeboten werden, während mit einem Fußballturnier auf dem frisch in Stand gesetzten Aschenplatz und einem Boule-Turnier auch Sportler auf ihre Kosten kommen sollen.

Das Programm auf der Bühne spiegelt vor allem die bunte Mischung von Menschen wieder, die im Bezirk zu Hause sind.
Eine ugandische Tanzgruppe und türkische Folkloretänzer bringen die weite Welt nach Bilderstöckchen, während die Kölschen Harlekins und der Männerchor Pius Colonia heimische Kultur repräsentieren werden.
Auch das Hip-Hop-Netzwerk Nippes tritt auf.
Rolly Brings wird mit einem eigens komponierten Song einen sehr persönlichen Blick auf die Geschichte des Parks werfen.
Wie er erzählt, hegt er nicht ohne Grund eine enge Beziehung zum Park:
"Meine Eltern haben sich damals im Blücherpark bei einem Spaziergang kennengelernt.
Man kann also sagen, dass der Blücherpark den Ursprung der ganzen Brings-Sippe darstellt."
Da wundert es nicht, dass auch seine Söhne Peter und Stephan mit "Brings" den Park beehren werden.
Schließlich wird das Kunstorchester "Kwaggawerk" in Booten auf dem Kahnweiher für einen spektakulären Abschlußauftritt sorgen.

AUSSTELLUNG

Die Foto-Ausstellung mit historischen Aufnahmen des Blücherparks ist beim Fest am 6. Juli auf der Wiese vor dem Weiher zu sehen.
Die Exponate wurden vom Archiv für Stadtteilgeschichte Nippes zusammengestellt.

Ab dem 14. Juli werden die Fotos dann im Bezirksrathaus Nippes, Neusser Straße 459, präsentiert.

Dieses ist montags, mittwochs und freitags jeweils von 7.30 bis 12 Uhr; dienstags von 9.30 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet.

Für vier Wochen sind die Aufnahmen aus der Geschichte des Blücherparks von 1913 bis 2013 dann für alle Interessierten zu sehen.
Der Eintritt ist frei.

[Texte unter den Fotos von Stadtkonservator, Dröge, Reeve]:
Ein Bild von einem Park: Der Blücherpark anno 1930 (oben).
Gut zu erkennen sind der heutige Parkgürtel (vorne im Bild) und der Sportplatz im Hintergrund.
Der allerdings fristet heute ein eher trauriges Dasein (unten links).
Rechts unten der Weiher heute.

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