Zum Duschen in die Schule Turmstraße
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Kölnische Rundschau – STADTTEILE – Dienstag, 13. September 2011 – Seite 36


Zum Duschen in die Schule Turmstraße

Veedelsführung durch Nippes: Viele Neubürger und [Köln]-Urgestein Rolly Brings mit dabei

Von ANNE KRICK

 

NIPPES. Wussten Sie, dass die Florastraße früher mal Kappesgasse hieß?

Oder wussten Sie, dass in der Baudristraße 4, in der obersten Etage, der frühere Oberbürgermeister Fritz Schramma geboren wurde und seine ersten Lebensjahre verbrachte?

All das und noch viel mehr erfuhren die 14 Teilnehmer von Wilfried Pfankuche-Klemenz, Nippes-Führer seit mehr als 15 Jahren.

Startpunkt seiner Stadtteilführung war wie immer das markante Wahrzeichen des Veedels, das Brauhaus „Golde Kappes“ gegenüber der Einmündung der besagten Kappesgasse, in der bis 1900 noch Bauernhöfe standen.

Prominenter Zuhörer an diesem wetterunbeständigen Sonntag war der Musiker und Poet Rolly Brings, Vater der rockenden Brings-Brüder, mit Ehefrau.

Ihn verbindet sein halbes Leben mit Nippes:

[Hier wurde mein Vater geboren,] hier habe ich lange gewohnt und gearbeitet“, verrät der ehemalige Lehrer.

Und hier habe ich meine Liebste kennen gelernt.“

Für Mirian Schönhoff, Neu-Nippeserin seit drei Monaten, ist es die zweite Stadtteilführung:

„’Drei Kölsch in Nippes’ habe ich schon mitgemacht.

Ich möchte den Stadtteil einfach besser kennen lernen.“

Marianne Ludwig dagegen hatte sich schon lange eine Führung durch ihr Veedel vorgenommen.

Jetzt war es soweit:

Ich habe mich gegen das Sülzer Straßenfest und für die Tour entschieden.“

Pfankuche-Klemenz ist ein wandelndes „Nippes-Gedächtnis“.

So viele Fakten, Daten und Anekdoten hat er parat, dass die zwei Stunden Führung wie im Flug vergehen.

Die erste Anlaufstelle Wilhelmplatz ist thematisch eng verbunden mit der immer aktuellen Problematik „Tadsch Mahal“, jenem Betongebilde an der Nordseite, das laufend für Ärger und Diskussionen in der Bevölkerung sorgt.

Erst kürzlich“, berichtet der Chronist, „restaurierte es der Künstler Rolf Jahn zum wiederholten Mal, und schon sind die Motive wieder mit Graffiti übersprayt.“

Weiter geht’s zur Kirche St. Marien mit ihren Stahlgussglocken.

In der ehemaligen Schule Turmstraße gegenüber, so erzählt er, duschte vor dem Krieg samstags halb Nippes, weil es in den Mietshäusern meist nur eine gemeinsame Wasserleitung im Hausflur gab.

Einen Kontrapunkt setzt das Haus Gocher Straße 19, erbaut vom Kölner Architekten Hugo Henn.

Hochherrschaftlich und großzügig im Grundriss, beherbergt das von Kriegsbomben verschonte Kleinod heute vier Eigentümeretagen.

Oder er berichtet, wie sich die Anwohner der Kempener Straße um 1900 ärgerten, dass die Gleise der Bahnlinie der Köln-Krefelder-Eisenbahngesellschaft das Veedel in zwei Teile zerschnitten:

Nur zwei Übergänge gab es.

Die gesamte Gleisstrecke war ansonsten eingezäunt.“


Text unter dem Foto von Krick:

Anekdoten ohne Ende: Wilfried Pfankuche-Klemenz weiß nahezu alles über Nippes.


[Korrekturen und Hinzufügungen: R.B.]


 

 

 

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