Kunst gegen das Vergessen
(c) by Kölner Stadt Anzeiger

 

Kölner Stadt-Anzeiger – KÖLN – Freitag, 18. März 2011 – 36


Kunst gegen das Vergessen


AUSSTELLUNG

Zeitgenössische Arbeiten im NS-Dokumentationszentrum


VON EVA HELM


Ein hölzerner Krämerkarren voller Spuren und Erinnerungen: Knöpfe, Porträtfotos, auf Filz genähte Texte, zierliche Schuhe aus Papier. Bunt und leuchtend erzählen sie von Kummer und Leid, von den Geschichten verfolgter Juden – Opfern des Nationalsozialismus. Das kommunikative Kunstprojekt „Gedächtnis auf Reisen“ von Ulrike Oeter ist eine von insgesamt dreizehn aufwühlenden, überraschenden und tief bewegenden Installationen von Kölner Künstlerinnen und Künstlern, die vom heutigen Freitag an in der Sonderausstellung „Kunst und Gedenken“ des NS-Dokumentationszentrums zu sehen sind.

Ihnen allen liegt ein ganz persönliches Anliegen in der Auseinandersetzung mit dem Thema Nationalsozialismus zugrunde“, so Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums. Bereits zum zehnten Mal bietet das ehemalige Kölner Gestapogefängnis Raum für Präsentationen Bildender Kunst. „Sie ist ein wichtiges Medium im Umgang mit schwierigen Themen und ermöglicht einen tieferen Zugang“, so Jung.

Dreizehn Arbeiten, dreizehn individuelle Botschaften: So setzen sich die Künstler Tanya Uri und Marcel Odenbach in Videoarbeiten mit ihrer eigenen jüdischen Familiengeschichte auseinander. Die Bildhauerin Barbara Riege verarbeitet in der Plastik schlanker Figuren verdrängte Erinnerungen und Emotionen ihrer Kindheit nach dem Krieg. Marita Maisey behandelt das Thema Verfolgung. Auf ihrem Gemälde „Holocaust“ stehen die 727 Namen ermordeter jüdischer Kinder aus Köln.


„Erst wenn das Dunkel der Vergangenheit erhellt ist, fällt Licht in die Zukunft“

Grigory Berstein


Wir müssen zurückblicken, uns damit beschäftigen“, sagt Grafiker und Objektkünstler Grigory Berstein. Seine Installation fordert den Blick hinter die Kulissen, hinter bodenlange schwarze Papierfahnen, Kreideschemen wartender Juden, auf ein helles Fresko aus Körpern und Gesichtern. „Erst wenn das Dunkel der Vergangenheit erhellt ist, fällt Licht in die Zukunft“, so Berstein. Arbeiten von Julia Scher, Ingeborg Drews, Sigmar Polke, Rolf Maria Koller, Jürgen Knabe, Rolf Steiner und Gunter Demnig widmen sich der Geschichte des EL-DE-Hauses, Gewalt und ihren Folgen und dem Erinnern als aktivem Vorgang.

Begleitet wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Lesungen, unter anderen von Dieter Wellershoff, Rolly Brings, Ingeborg Drews und Rolf Steiner sowie Theater, Film und Musik. Mit dem Edelweißpiratenfestival im Friedenspark findet die Sonderausstellung Ende Juni ihren Abschluss.

Kunst und Gedenken“ im NS-Dokumentationszentrum, EL-DE-Haus,

18. März bis 26. Juni

Di – Do: 10 – 16 Uhr

Sa – So: 11 – 16 Uhr

Telefon: 0221 / 221 – 2 63 32

www.nsdok.de



 

Diese Seite ist Bestandteil von rollybrings.de