Der Tod spricht sicher Kölsch
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Kölnische Rundschau – EUSKIRCHEN – 29. November 2010

Rolly Brings

Der Tod spricht sicher Kölsch

Von Johannes Hilpert

Rolly Brings’ Programm „Memento Mori – Ne kölsche Dudedanz“ beschäftigte sich nicht nur mit einem oft verdrängten Thema, dem Tod, sondern war gleichzeitig auch ein Exkurs über die Wirkung der Sprache. Es hätte ein sehr deprimierender Abend werden können, wurde aber richtig heiter.

 

WEILERSWIST Das Wort „Totentanz“ klingt hart und unnachgiebig – spricht man es jedoch in Kölsch – „Dudedanz“ – aus, wird der schroffe Begriff plötzlich ganz weich und harmlos. Rolly Brings’ Programm „Memento Mori – Ne kölsche Dudedanz“ beschäftigte sich nicht nur mit einem sehr oft verdrängten Thema, dem Tod, sondern war gleichzeitig auch ein Exkurs über die Wirkung der Sprache.

Verblüffend, was für einen Unterschied es machte, einen hochdeutschen Text im kölschen „Singsang“ zu hören. Verblüffend auch, wie Musiker Rolly Brings das Thema „Tod“ von zwei sehr unterschiedlichen Seiten beleuchtete: Hier das schwere, bedrückende Abschiednehmen von einem geliebten Menschen, dort ein augenzwinkernder, lockerer Umgang mit dem Tod als Alltagsphänomen.

Rolly Brings und seine „Bänd“ (Wolfgang Klinger, Helmut Kraus) begannen mit [einem Werk] Heinrich Bölls – in der „kölschen Version“ und besinnlich: „Wenn jemand von uns gegangen ist, ist es ganz normal, dass sich die Trauer ihre Wege sucht: durch das Weinen, durch die Tränen“, sinnierte Brings. „Ein Mann, der seine Mutter verloren hat, erstarrt. Der ist paralysiert, der funktioniert [nur noch]. Irgendwann kommt die Erlösung“ – in Form von Tränen. „Endlich hatt hä widder Trone, Trone wie d’r Rhing su breit“, hieß es im kölschen Liedtext.

Es hätte ein sehr deprimierender Abend werden können.

Rolly Brings und „Bänd“ begannen mit getragenen Klängen der akustischen Gitarre. Doch mit viel Feingefühl schaffte es das dreiköpfige Ensemble, dem Programm trotz des schweren Themas eine heitere Note zu verleihen. Für Rolly Brings, dem langjährigen und mittlerweile pensionierten Lehrer an der Gesamtschule Weilerswist, war es ein Heimspiel.

Der erste Schritt weg vom Ernst gelang dem kölschen Trio mit der Blues-Vertonung von Robert Gernhardts „Bin schon ...“. Rolly Brings beschreibt die Essenz des Gedichtes so: „Darin versucht eine Person, sich den Tod mit Small Talk vom Leibe zu halten, was natürlich schief geht.“

In dem spitzfindigen Werk des inzwischen verstorbenen Satirikers Gernhardt drischt die Figur Phrasen, will der Wahrheit nicht ins Auge sehen. Sie nimmt den Tod nicht ernst – und das wird ihr zum Verhängnis.

Über den Jordan zu gehen, bedeutet hier, von Weilerswist über die Erft nach Lommersum zu gehen“, witzelte Brings später.

Glanzlicht des Abends war wohl das bissige „Ibbendibbendapp“. Rolly Brings konnte sogar das Publikum zum Mitsingen des von ihm geschriebenen Textes animieren. In jeder Strophe segnet je ein unsympathischer Charakter das Zeitliche: Erst erwischt es den Geizkragen, dann die hochnäsige Frau, die vergeblich auf ihren Traumprinzen wartet, und zuletzt den selbstverliebten Rockstar.

Genussvoll zeigte Rolly Brings, dass man auch den Tod mit (schwarzem) Humor nehmen kann.


Das Konzert vor [110] Zuhörern war Teil der Veranstaltungsreihe der „Arbeitsgemeinschaft Fifty-Fifty“. Zu diesen Anlässen kamen schon bekannte Persönlichkeiten wie Renan Demirkan, Jacques Berndorf und Elke Heidenreich ins Forum; die Hälfte des Erlöses ging auch diesmal an den Förderverein der Schule.


Text unter dem Foto von Vogt:

Ganz ernst blickten Wolfgang Klinger (v. l.) und Rolly Brings drein.

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