Mond Marie
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OFF – Sport- und Kulturmagazin der Ford-Freizeit-Organisation e. V.

Ausgabe 4 / 08 Dezember – Seite 24

MOND-MARIE

Ein Kölscher anderer Art ist Rolly Brings. (…) Er ist (…) seinem Stil treu geblieben [und] beweist auf der aktuellen CD "Mond-Marie" (Westpark / WDR) seine Bodenständigkeit als kölscher Songwriter. Mit 65 Jahren noch so viel Idealismus und Kreativität zu haben, zeugt von einem hellen Geist. Kein Wunder: mit 14 Jahren büxte er von zu Hause aus, fuhr zur See und arbeitete eine Zeit lang als Hilfsarbeiter, um dann bei FORD (!) eine Lehre als Maschinenschlosser zu beginnen. Im Rahmen der Begabtenförderung konnte er sich für die Zulassung zum Studium der Pädagogik qualifizieren und es erfolgreich absolvieren. Hier zeigt sich schon der Weg von Rolly Brings, der auch gewerkschaftlich sehr aktiv war – was der Hörer seinen Texten entnehmen kann. Er singt vom kleinen Mann, von Alltäglichkeiten und der Nachbarschaft ("Siesta em Veedel" und "Et fusse Ruth") und Kölner Szenen und Orten wie der "Rhingprumenad" und der "Willemsplatz-Nocturne", der vielen Nippesern bekannt sein dürfte. (Anmerkung: Mir ist der Wilhelmplatz als Markt- und als Bolzplatz für meine Fußball-Leidenschaft in der Kindheit bestens in Erinnerung.) Auch seine Liebeslieder "Besoffe vun dir" und "Fortuna" sind einfühlsam und klingen authentisch. Ob er mit "Mond-Marie" seine Tochter Maria Brings meint, die ebenso wie die Söhne Benjamin Brings, Stephan Brings und Peter Brings an diesem Album mitgewirkt haben, bleibt unbeantwortet. Jedoch ist "Marieche" sicherlich eine Liebesbezeigung an seine Tochter und zeigt ihr damit, dass Papa Brings stolz auf sie ist. Auch das macht ihn aus. Mit ihr singt er zusammen auch den Schunkelwalzer "Knollendorf". Typisch politisch wird er bei "Siesta em Veedel", wo er gegen die "braune Pest" (Nazis) singt. Der Kölner Liedermacher (u. a. hat er auch die politischen Lieder "Edelweißpiraten" und "Morje morje – Yarinlarda" für die Bläck Fööss geschrieben) hat alle Texte – die im CD-Inlet in kölscher und hochdeutscher Sprache abgedruckt sind – der 16 Lieder auf "Mond-Marie" geschrieben. Komponiert hat er mit seinen Söhnen Benjamin Brings, Stephan Brings und Peter Brings u. a. die besinnlichen, anspruchsvollen kölschen Lieder. Persönlich gefällt mir besonders der Südstadt-Blues "Pupillenöss" und das von der rauen Stimme Peter Brings getragene "Rhingprumenad". Wer nachdenkliche, anspruchsvolle Texte und Musik mag, der liegt bei Rolly Brings und seiner "Mond-Marie" richtig!

Apropos: in dem Buch "Lück sin och Minsche – Enzyklopädie der Kölner Redensarten" (Greven-verlag) hat Rolly Brings – mit Christa Bhatt von der "Akademie för und kölsche Sproch" gesammelte kölsche Redensarten und Sprichwörter seiner Familie und Freunde veröffentlicht.

VON RÜDIGER-RENÉ KEUNE

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