Eine kölsche Liebeserklärung

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(Feature - Wiederholung vom Samstag) Eine kölsche Liebeserklärung - Rolly Brings bewahrt in seinen Büchern und Liedern ein Stück Kölner Alltagskultur --Von ddp-Korrespondent Markus Peters-- (Mit Bildern)

Der schlichte Satz «Ich liebe Dich» geht einem gestandenen Kölner nicht so einfach über die Lippen. «Auf Kölsch heißt das 'Ich han dich jän'. Lieben als Verb gibt es auf Kölsch eigentlich nicht», sagt Rolly Brings. Der 64-jährige Schriftsteller und Liedermacher hat sich sein Leben lang mit der Sprache seiner Heimatstadt beschäftigt. Jetzt legt er mit «Lück sin och Minsche» («Leute sind auch Menschen», Greven Verlag) eine umfassende Enzyklopädie der Kölner Redensarten vor, ein opulentes Werk, das viel über den Kölner an sich, aber auch einiges über den Autor Brings verrät.

Köln (ddp). Der schlichte Satz «Ich liebe Dich» geht einem gestandenen Kölner nicht so einfach über die Lippen. «Auf Kölsch heißt das 'Ich han dich jän'. Lieben als Verb gibt es auf Kölsch eigentlich nicht», sagt Rolly Brings. Der 64-jährige Schriftsteller und Liedermacher hat sich sein Leben lang mit der Sprache seiner Heimatstadt beschäftigt. Jetzt legt er mit «Lück sin och Minsche» («Leute sind auch Menschen», Greven Verlag) eine umfassende Enzyklopädie der Kölner Redensarten vor, ein opulentes Werk, das viel über den Kölner an sich, aber auch einiges über den Autor Brings verrät.

Drei Jahre hat der Ex-Seemann, Ex-Ford-Arbeiter und spätere Lehrer und Schulleiter an dem Buch gearbeitet. Als Fundus dienten ihm seine Tagebücher, die er seit 1962 führt, und in denen er auch die Lebensweisheiten von Freunden, Weggefährten, vor allem aber seiner kölschen Großfamilie notiert hat.

Aus über 12 000 so dokumentierten Sprüchen und Weisheiten stellte Brings eine Auswahl von mehr als 3000 Zitaten zusammen. Für die Enzyklopädie wurden sie mit dem Bestand der «Akademie för uns kölsche Sproch» zusammengeführt, einer Institution, die sich der Pflege der kölschen Mundart verschrieben hat.

«Es ärgert mich schon sehr, wenn man glaubt, kölsch sprechen nur die 'Krahde', also die etwas primitiven und vulgären Mitmenschen«, sagt Brings und erinnert sich an eine Episode aus seiner Referendariatszeit: «Damals hatte sich ein Professor über mein Kölsch mokiert - was ich furchtbar arrogant fand.» Später habe sich der Dozent dann bei ihm entschuldigt: «Er hatte mich schlichtweg nicht verstanden.»

Ohne griffige Sprüche, Aphorismen und Alltagsphilosophie könnten die Kölschen kaum miteinander kommunizieren, ist Brings überzeugt: »In dem bekannten deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm sind etwa 1,4 Millionen Begriffe verzeichnet. Die gängigen Kölsch-Wörterbücher kommen hingegen mit rund 4500 Vokabeln aus.« Selbst wer flüssig und geschliffen Kölsch spricht, dem reichen im Alltag meist sogar nur etwa 600 Wörter.

»Unter diesen Bedingungen ist man darauf angewiesen, dass man Formulierungen findet, mit denen man ohne viele Worte Konsens mit seinem Gesprächspartner findet - gerade innerhalb der Familie«, sagt Brings. Er verweist auf seine Vorfahren, bei denen Sätze wie »An dreckelige Fingere bliev vill hange« («An schmutzigen Fingern bleibt viel hängen») oder »Keine Mann es su god, dat en Frau in nit noch besser maache künnt« («Kein Mann ist so gut, dass eine Frau ihn nicht noch besser machen könnte») zum allgemeinen Sprachgebrauch gehörten. Dabei werden eigentlich alle Bereiche des Lebens pointiert und pfiffig, gelegentlich auch derb und drastisch kommentiert.

Für die Enzyklopädie hat Brings die Sprüche zu einem mehraktigen Drama zusammengeführt, bei dem die Sprichworte und Aphorismen die Dialoge ersetzen. Die Nicht-Kölner, »Imis« genannt, finden im Buch auch hochdeutsche Übersetzungen.

Für Brings ist es das bislang aufwendigste Buchprojekt. Bekannt wurde er vor allem als Liedermacher, der in seinen Stücken immer wieder vor alten und neuen Nazis warnt. Für sein Engagement gegen Rassismus wurde er mit dem Rheinland-Taler des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ausgezeichnet.

Längst halten auch die Söhne Stephan und Peter die Familientradition hoch. Als «Brings» haben sie es mit rockigen kölschen Schlagern bis an die Spitze der Kölner Karnevalsbands geschafft. Auf das allwöchentliche Musizieren am großen Küchentisch von Rolly Brings wollen sie aber nicht verzichten.

Am Dienstag (17. Juni, 17.00 Uhr) präsentieren Rolly Brings & Bänd das Buch im Kölner Domforum.

(Rolly Brings und Christa Bhatt: «Lück sin och Minsche: Enzyklopädie der Kölner Redensarten», 320 Seiten, Greven Verlag, 19,90 Euro)

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Ad-Hoc-News.de - 15.06.2008 10:04
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