Schon mit 14 zog es ihn zur Seefahrt

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KÖLNER STADT-ANZEIGER – Euskirchener Land extra - 41 - Donnerstag, 17. März 2005 – Nummer 64

Schon mit 14 zog es ihn zur Seefahrt
Lehrer Rolly Brings geht in Pension

Als engagierter Liedermacher wurde er weit über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt.

VON PATRIK REINARTZ Weilerswist –

Seine Vita schillert in den buntesten Facetten: Er ist Liedermacher und Lehrer, er war Maschinenschlosser bei Ford in Köln, in jungen Jahren fuhr er sogar zur See. Im Sommer endet ein Kapitel im illustren Lebenslauf von Rolly Brings: Der Pädagoge, der seit 1992 an der Gesamtschule Weilerswist unterrichtet, geht im Juli in den Ruhestand. Für das Abschiedsständchen haben sich die „Bläck Fööss“ angesagt.

Mit der Kölner Mundart-Gruppe verbindet Rolly eine lange Freundschaft: Die „Bläck Fööss“ nahmen in der Vergangenheit zwei Songs in ihr Repertoire auf, die aus der Feder des heute 62-Jährigen stammen. Die „Fööss“ spielten nicht nur die Ballade „Edelweißpiraten“, die Brings komponiert hat. Nach dem Song „Morje Morje“, der ebenfalls auf sein Konto geht, benannte die Band sogar eines ihrer Alben. „Ich habe oft mit den >>Bläck Fööss<< zusammen auf der Bühne gestanden“, berichtet Rolly Brings. Ein Höhepunkt war dabei sicher der gemeinsame Auftritt beim „Arsch-huh“-Konzert, mit dem zahlreiche Kölner Musiker im November 1992 gegen Neonazis mobil machten.

Die Begeisterung für die Musik wurde dem Ur-Kölner Rolly Brings förmlich in die Wiege gelegt: „Bei uns zu Hause gab es immer schon handgemachte Musik.“ Mit den Großeltern, den Eltern und seinem Bruder übte er sich im mehrstimmigen Gesang. Akkordeons und Mandolinen ertönten dabei ebenso wie Banjos und Gitarren.

Aller Hausmusik zum Trotz zog es Rolly Brings jedoch schon in jungen Jahren in die weite Ferne: Mit zarten 14 Jahren heuerte er bei der christlichen Seefahrt an. „Ich wollte einfach die Welt kennen lernen“, meint Rolly Brings. Das war Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Brings arbeitete auf Frachtschiffen und auf Bananendampfern, meist zwölf Stunden am Tag. Im Gegenzug lernte er alle Kontinente der Erde kennen – samt der Lieder, die dort gesungen wurden. Die Entwicklung, die Brings während seiner Jahre auf hoher See machte, war auf jeden Fall enorm: „Als ich anheuerte, war ich 1,68 Meter groß. Als ich die Seefahrt an den Nagel hängte, maß ich 1,82 Meter.“

Zurück an Land machte er eine Maschinenschlosser-Lehre bei Ford. Lehrer wurde er später auf dem zweiten Bildungsweg. 1969 wechselte er in den aktiven Schuldienst. Seither unterrichtet er in der Hauptsache Deutsch, Englisch und Geschichte. „Meine erste Klasse von der katholischen Hauptschule an der Bülowstraße in Köln will zu meinem Abschiedskonzert kommen“, freut sich Rolly Brings. Die ehemaligen SchülerInnen sind heute Mitte 40. Seit 1979 tritt Brings öffentlich als Liedermacher in Erscheinung.

Zahlreiche Tonträger hat er seitdem aufgenommen. Für seine Lieder gilt das Gleiche wie für sein Leben: Beides ist nicht denkbar ohne soziales Engagement. Der Kampf gegen alte und neue Nazis, gegen Ausländerhass und für den Frieden steht dabei im Mittelpunkt. „Obwohl ich als Linker gelte, war ich noch nie in einer Partei“, erklärte der Pädagoge. Zu Rolly Brings’ ersten Begleitmusikern gehörten seine Söhne Peter und Stephan, die später die Rockformation „Brings“ gründeten. Sie sind die Ersten aus der musikbegeisterten Familie, die ihr Hobby vollends zum Beruf machen konnten. Heute tritt Vater Rolly nur noch selten mit seinen beiden ältesten Sprösslingen auf: „Ich bin aus dem Alter raus, wo ich mir auf der Bühne die Ohren wegblasen lassen muss.“ Mit einem Gastspiel von „Brings“ fiel im November 1999 auch der Startschuss für die Konzertreihe der Kultur-Arbeitsgemeinschaft „fifty-fifty“, die Rolly Brings an der Gesamtschule Weilerswist ins Leben rief. Im Weilerswister Kulturleben sucht die Reihe heute ihresgleichen. Gerd Köster war mehrmals im Forum der Gesamtschule zu Gast, Elke Heidenreich und Renan Demirkan gaben sich in Weilerswist auch schon die Ehre. Jeweils die Hälfte der Einnahmen aus den Veranstaltungen kommt dem Förderverein der Gesamtschule zugute. Die Lorbeeren für den Erfolg des Projekts reicht Rolly Brings jedoch schnell weiter: „Das funktioniert nur, weil sich LehrerInnen, SchülerInnen, Eltern und viele andere freiwillig engagieren.“ Als Gäste stehen nicht nur die Eifelrockband „Wibbelstetz“, sondern auch Ralph Giordano und Tommy Engel in den Startlöchern.

Ansonsten verlässt Brings die Gesamtschule mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Ich war sehr gerne Lehrer, das ist ein abwechslungsreicher und eigenverantwortlicher Beruf.“ Doch irgendwann, so Brings, sei es auch genug. Er möchte in Kürze einen weiteren Lyrik-Band herausgeben – im Weilerswister Landpresse-Verlag sind bereits zwei Brings-Werke erschienen. Städtereisen mit seiner Frau runden die Pläne für den „Un-Ruhestand“ ab.

[TEXT ZUM FOTO VON PATRIK REINARTZ:]
Bald hat die Arbeit ein Ende: Lehrer Rolly Brings, der als Liedermacher eine feste Größe in der Kölner Musikszene ist, geht im Sommer in den Ruhestand. Die „Bläck Fööss“ wollen ihm am Freitag, 8. April, ein Abschiedsstänchen bringen.

[INFO-TEXT:] Das Abschiedskonzert der „Bläck Fööss“ für ihren alten Freund Rolly Brings beginnt am Freitag, 8. April, um 20 Uhr im Forum der Gesamtschule Weilerswist. Einlass ist bereits um 19 Uhr. Das Gastspiel der Kölner Band ist bereits die 19. Veranstaltung in der Reihe „fifty-fifty“. Karten gibt es an zahlreichen Vorverkaufsstellen, unter anderem in der Buchhandlung Rotgeri in Euskirchen. In Weilerswist sind die Tickets im Bahnhofskiosk, in der Buchhandlung Schütt, in der Buchhandlung Breuer und im Sekretariat der Gesamtschule erhältlich. Außerdem kann man Karten im Internet vorbestellen. (pr) www.rollybrings.de (Gästebuch)

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